Saturday, November 12, 2005

Allerseelen Interview Obliveon

Allerseelen Interview Obliveon

Um Politik und Ideologie kommt man als Journaillist im Interview mit Allerseelen augenscheinlich nicht herum. Doch nicht, weil das künstlerische Schaffen Allersselens Anlass zur kritischen Auseinandersetzung bieten würde, sondern weil selbsternannte Tugendwächter in der Arbeit der Österreicher eine latente faschistoide Grundtendenz auszumachen glauben. Auch hier gilt, wie für viele andere Künstler des Neofolk- und Industrialgenres, die politisch stigmatisiert werden, dass sich kaum jemand ernsthaft oder persönlich mit den Künstlern direkt auseinandersetzt. Vor allem bei der Beschäftigung mit dem künstlerischen Werk Allerseelens müsste der unvoreingenommen Betrachter dann unweigerlich zu dem Schluss kommen, dass hier das völkerübergreifende, verbindende Element und die unterschiedlichen Traditionen und Kulturen viel stärker sind, als die entgegengebrachten Vorurteile. Die letzten Alben Allerseelens sprech hier durchweg eine ganz deutliche Sprache, und auch "Flamme", das im le!
tzten Jahr erschienende Album macht da keine Ausnahme und so entstand das nachfolgende Interview.

Alben wie „Neuschwabenland“ oder „Venezia“ entstanden unter dem Eindruck des Reisens; der Stimmungen, die Du an den jeweiligen Orten empfunden und erfahren hast. Was war der inspirative Ausgangspunkt für Dein neues Album „Flamme“? Der Begriff der „Flamme“ und des Feuers an sich lässt eine Reihe verschiedener Assoziationen zu: die Flamme der Erneuerung, die alles verzehrende Flamme, die Flamme der Begierde, die Flamme des Lebens, die Flamme, die alles zerstört … welche Bedeutung verbindest Du mit dem Feuer und der Flamme an sich?

Das schöne antarktische Neuschwabenland habe ich leider noch nicht besucht - aber vielleicht können wir ja eines Tages dort in einer Kaverne im ewigen Eis auftreten, wenn sich ein mutiger Veranstalter findet. Allerseelen ist immer schon ein Spiel mit dem Feuer gewesen, man merkt es manchmal, wenn wir in manchen Ländern wie Österreich oder Deutschland auftreten: Meist gewinnen unsere Flammen, manchmal leider aber auch das feindliche Feuer. Das Feuer kann also sehr schöpferisch, aber auch zerstörerisch, grausam sein. Antonin Artaud beschreibt auch Eros als einen grausamen Gott, der alles Nebensächliche verbrennt. Das Feuer ist ein sehr kraftvolles und vielfältiges Symbol. Schwarzes, scheinbar totes Holz verwandelt sich in goldene Zweige. Mit seinen aufsteigenden Flammen und göttlichen Funken ist ein Symbol der Überwindung der Schwerkraft und Schwermut. Die goldenen Flammen steigen auf und bilden ein goldenes Band zum Himmel. Allerdings ist auch die Gestaltung der Digipak CD "Flamme" ein Symbol für eine Reise nach Venedig und in die österreichischen Berge - ein Foto zeigt einen kleinen Buben mit einer Fackel bei unserem Auftritt in Venedig am 20. Dezember 2003, alle übrigen Bilder stammen von einem Wintersonnwendfeuer in der Salzburger Bergwelt, das einen Tag nach dem Venedig-Auftritt von Allerseelen stattfand. In den letzten Jahren sind Sonnwendfeuer sehr wichtig für mich gewesen, sie haben mein Leben verändert und mich zu manchen Liedern angeregt.

Was hat Dich musikalisch zum neuen Album inspiriert? Musikalisch, finde ich persönlich, sind viele Elemente aus Postpunk und frühen Wave Sachen erkennbar. Ist diese Rückbesinnung auf ältere musikalische Einflüsse eine ganz bewusste Entscheidung gewesen?

Die wesentlichen Inspirationen finde ich immer außerhalb der Musik - Begegnungen, Erfahrungen, Dichtungen. Bewußte Entscheidungen gibt es in der Kunst fast nie, zu oft zeigt sich, daß Dichtungen, Bilder, Lieder, auch einzelne Klänge eine Eigendynamik besitzen, die stärker ist als der Künstler selbst. Ein einzelnes Wort, ein bestimmter Rhythmus, auf den ich durch eine Fügung stoße, entscheidet oft darüber, was aus der ursprünglichen Idee entstehen soll, entstehen wird. So entsteht manchmal aus einer Hymne ein Liebeslied, aus etwas Lyrischem eine brachiale Klanglandschaft. Die Kunst ist ein Kraftfeld, das sehr häufig stärker ist als der Künstler. Wenn mich Musik tatsächlich beeinflußt hat, dann wohl andalusische Flamenco-Klänge. Ist es tatsächlich eine Rückbesinnung? Vielleicht im positiven Sinne als alchimische Verschmelzung sehr alter Einflüsse mit neuen musikalischen Erkundungen. Meine Musik erfährt jedenfalls eine recht starke Erdung durch die Verbindung mit kraftvollen, rauhen, auch rockigen Elementen, die auf der portugiesischen MCD Pedra wohl am stärksten sind.

Von Deinen früheren Alben weiss ich, dass sie lyrisch häufig von Rilke inspiriert waren, oder auch Vertonungen von Rilke-Gedichten selbst waren. Hast Du diese Tradition auch auf „Flamme“ wieder aufgegriffen? Wenn ja, bei welchem Lied und warum, wenn nein, gibt es andere Dichter, Autoren, die ihre lyrischen Einflüsse auf „Flamme“ hinterlassen haben?

Bei den Aufnahmen zur CD und DoLP Flamme haben mich verschiedene Autoren beeinflußt.. Manchmal ist es einfacher, einen eigenen Text für ein instrumentales Lied zu verfassen. Manchmal eignet sich etwas bereits Bestehendes viel besser. Viele verschiedene Wurzeln und Zweige fügen sich da, wachsen da ineinander. Das Lied Sonne golthi-ade zum Beispiel, das in mehreren Fassungen vorgetragen wird, ist ein Gedicht des deutschen Runenkundigen Friedrich Bernhard Marby aus seinem Buch Die drei Schwäne. Dieses Lied ist ein Flamenco - gerade dieses Stück zeigt sehr gut, wie gut scheinbar Gegensätzliches sich vereinen kann - nordische Mythologie und andalusisches Licht. Selbstverständlich ist der Gegensatz nur scheinbar, die germanischen Vandalen und Westgoten lebten ja lange Zeit in Andalusien. Das Stück Söhne der Sonne stammt von Hölderlin aus seinem Werk Hyperion. Aus diesen Zeilen ist ein sehr energetisches Lied von Allerseelen geworden. Hölderlins Text ("von ihren Taten nähren die Söhne der Sonne sich, sie leben vom Sieg, mit eignem Geist ermuntern sie sich, und ihre Kraft ist ihre Freude") klingt sehr deutsch und sehr nach zwanzigstem Jahrhundert, ist glücklicherweise aber um einiges älter - sonst könnten mir manche Gegner wieder daraus einen Strick drehen. Ich widme mein Lied auch den Töchtern der Sonne. Bei Als wärs das letzte Mal handelt es sich um eine Coverversion eines recht bekannten Stückes von DAF.

Wie und in welcher Stimmung entstehen Deine Lieder? Hast Du für Deine kreative Arbeit so etwas wie eine gängige Formel gefunden, nach der es sich arbeiten lässt? Bedarf es eines bestimmten Anlasses, dass Du Dich hinsetzt und Lieder schreibst, oder ist ein innerer Zwang, Dich in dieser Form künstlerisch zu verwirklichen?

Die Grundstimmung ist eine alchimische Lust am Schöpferischen. Es ist ein Genuß, wenn aus dem Nichts etwas entsteht. Ich liebe den magischen Beginn, die Leere.. Spuren, die langsam entstehen, die werden, die wieder vergehene, die sich langsam aneinander, ineinander fügen. Das Lustprinzip ist vielleicht das einzige Geheimnis zur Entstehung von Kunst. Kraftvolles entsteht dann, wenn sich Kraft und Freude vereinen. Ist die Freude da, die Lust, dann springen die göttlichen Funken leicht und spielerisch über. Meine besten Lieder sind spielerisch entstanden. Ein Gefühl für Zeitqualität ist sehr wichtig. Alexander Lernet-Holenia schreibt in seinem Roman Die Auferstehung des Maltravers: "Die Gegenwart ist göttlich. Der Moment ist der einzige Zeitraum, in dem die Götter sich offenbaren."

Welchen Stellenwert besitzen die Texte für Dich? Musikern, die besonders viel Wert auf textliche Aussagen oder die Wichtigkeit ihrer Texte im kreativen Kontext legen, wird ja häufig eine gewisse Kopflastigkeit vorgeworfen, hinter der die Musik zurück zu stecken hat.

Es gibt auch allerseelische Texte, die trauriger, schwermütiger sind, im Grunde aber schätze ich Texte, wenn sie etwas Helles, Heiteres enthalten. Musik soll ja Munition und Medizin sein, soll Kraft geben, nicht nehmen. Mich interessiert das Prinzip der Musiktherapie - mit Musik heilen, mit Musik die Stimmung aufhellen, mit Musik Zuversicht verleihen. Da ich ein einfacher Mensch bin und die einfachen Dinge und Wörter liebe, das Schlichte, Spartanische, fließt auch in meine Musik nichts Intellektuelles oder gar Ideologisches. Ich beurteile Menschen und Werke nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herz. Ich liebe die einfachen Wörter. Apfel, Herz, Weg - dann erst kann ich mit einem Text etwas anfangen. "Das Göttliche ist immer ganz einfach", schreibt Alexander Lernet-Holenia im gleichen Werk - wir haben einige seiner Zitate auf der Allerseelen DoLP Archaische Arbeiten abgedruckt.

In einem Interview mit Zinnober hast Du Dich auch dahingehend geäussert, dass Hesses „Narziss und Goldmund“ wohl Dein Buch für die Einsame Insel wäre. Ein Buch, dass auch mich stark beeindruckt hat, eben aufgrund der geschilderten Zerrissenheit zwischen dem wohlbehütetem Klosterleben und dem Leben ausserhalb dieser Klostermauern. Siehst Du für Dich selbst eine Verbindung zwischen Deinem Leben und der Hauptperson des Buches? Was hat Dich besonders an diesem Buch fasziniert, dass Du ausgerechnet dieses Buch mit auf die einsame Insel nehmen würdest?

Es gibt eigentlich zwei Helden in diesem Buch, der eine, der den weltlichen Weg wählt und der, der den geistigen Weg gewählt. Ich bin aber überzeugt, daß beide Helden ein einziger Mensch sind. Hermann Hesse hat oft über diesen scheinbaren Gegensatz, diese Zerrissenheit in vielen Suchenden geschrieben. Ich liebe das Buch, weil es so lustvoll ist, so mystisch und gewaltig und auch gewalttätig. Ich sollte es wieder einmal lesen, auf der Toteninsel wird es zu spät sein. Ich mag auch das Glasperlenspiel von Hermann Hesse sehr, das ich letzten Sommer gelesen habe.

Für jemanden, der über lange Jahre neben Jay Kay von Forthcoming Fire/Weissglut/Von Thronstahl und Michael Moynihan das personifizierte Feindbild der linken Szene darstellte – und vielleicht immer noch darstellt? – gibst Du auf Deiner Netzseite erstaunlich viel über Dich selbst und Deine Lebensweise preis. Warum diese Offenheit, macht sie doch auch angreifbar und verletzlich.

Ich habe keine Geheimnisse. Ich weise jedenfalls die Unterstellung, rechtextrem oder faschistisch zu sein, entschieden zurück. Es gibt keine politischen Aktivitäten in meinem Leben, keine Wehrsportübungen, keine Ideologie. Wenn es Menschen des politischen Lebens gibt, die ich schätze und im Zusammenhang mit Allerseelen erwähnt sehen möchte, dann sind es manche Gestalten aus der Antike und die österreichische Kaiserin Elisabeth, von der ich einige sehr schöne Auszüge aus ihren Tagebuchblättern auf der Allerseelen DoLP Heimliche Welt abgedruckt habe. Die einzige Ausnahme aus dem zwanzigsten Jahrhundert ist wohl Corneliu Codreanu mit seiner Legion Erzengel Michael, die als ursprüngliche religiöse Bewegung sehr kraftvoll war, allerdings verwässert wurde, als er in die Politik ging und immer mehr Anhänger um sich scharte. Meine Arbeit ist und bleibt die Kunst. Dieses Kraftfeld ist eine Angewandte Mythologie, sie bewirkt mehr als jede Waffe. Ich brauche keine geheime Waffenschmiede. Offenbar sehen das auch andere so, sonst würden sie manche Musiker nicht so bekämpfen. Ein Samurai ist dann unverletzlich, wenn er zur richtigen Zeit am richtigen Ort steht.

„Heimat ist eine magische Welt“ heisst es auf Deiner Homepage, wo aber liegt Deine Heimat? In Deinem Herzen, einem geographisch fest umrissen Gebiet?

Meine Heimat liegt im oberösterreichischen Salzkammergut mit seinen Seen und Hügel und Bergen. Wenn ich Österreich liebe, dann hat das natürlich mit dem politischen Österreich oder gar der einstigen Ostmark nichts zu tun. Heimat ist dort, wo Herzlichkeit herrscht - so fühle ich oft auch Heimat an Orten, die mit Österreich nichts zu tun haben, zum Beispiel in Katalonien, in St. Petersburg oder Oregon. Glücklicherweise habe ich Freunde und Gefährten und Kameraden in vielen Teilen der Welt, wo ich mich heimisch fühle. Gerade meine Liebe zu kleinen Ländern und Regionen wie das Baskenland, wie Katalonien, Korsika, Österreich, Südtirol, Slowenien bewahrt mich davor, totalitäre oder autoritäre Strukturen und Systeme zu verherrlichen. Meine Aufgabe und die befreundeter Künstler ist es, in einer feindlichen Welt, die die Umwelt zerstört und rücksichtlos Menschen tötet, weil es darum geht, fast food und soft drinks weltweit zu vermarkten, Inseln und Inselketten zu errichten, in denen andere Gesetze herrschen, nicht die Gesetze des Kapitalismus oder Totalitarismus. Das ist etwas, das mit Politik überhaupt nichts zu tun. Langsam gelingt das, einzelne Inseln lösen sich auf oder werden wieder kleiner. Andere aber gewinnen an Größe und Umfang, schließen sich zusammen mit anderen.

Auch aus Deiner Naturverbundenheit machst Du keinen Hehl und so entstehen Deine Lieder, wie ich gelesen habe, zum Teil inmitten der Natur. Welchen Einfluss haben die verschiedenen Landschaften auf Deine Lieder? Hat die vielleicht schroffe Berglandschaft ein aggressiveres Grundgefühl zur Folge, die Ruhe des Meeres ein eher besinnliches Gefühl? Eine besondere Affinität scheinst Du zum Gebirge zu haben (als Österreicher vielleicht zwangsläufig ;o) , wenn man sich Deine Homepage ansieht … was aber fasziniert Dich so am Gebirge? Dieses Monumentale, Unverrückbare? Die Möglichkeit, sich als Mensch mit den Kräften des Berges zu messen, ihn zu bezwingen und dadurch eine neue Perspektive auf die Welt zu bekommen?

Die Lieder selbst entstehen nicht in der Natur, das wäre technisch nicht möglich. Die Lieder selbst entstehen in meiner Dunkelkammer, es fließen aber oft Geräusche ein, die ich in der Natur aufnehme. Manchmal spiegelt sich in meinen Arbeiten die schroffe, kantige, schneidige Bergwelt, manchmal das sanfte, scheinbar weibliche Meer. Die kalten Schultern des Berges, denen es gleichgültig ist, ob ich in einem Sturm oder einer steinschlaggefährdeten Wildnis am Leben bleibe oder nicht, besitzt auch das Meer. Die Berge können sehr harmonisch sein, der Atlantik sehr wild - deshalb ist es nicht ganz so einfach. Landschaften bereichern mein Leben. Prinzipiell geht es im ganzen Leben darum, Stätten, Orte, Inseln, Wege zu finden, die Kraft geben, nicht nehmen. Das ist in der Natur einfach, in der Stadt sehr schwer - der gleichförmige Asphalt raubt Kraft. Es ist anstrengender, in einer Stadt wie Rom zehn Tage unterwegs zu sein als zehn Tage in den Dolomiten. Deshalb heißt eines meiner Lieder Steingeburt - Kraft aus dem Untergrund, aus dem Wurzelwerk schöpfen. Die Steingeburt ist ein Mythos aus den Mithras-Mysterien - Mithras kommt aus einem Stein oder auch einem Pinienzapfen zur Welt. Und es gibt etliche Mithras-Tempel in den Alpen, zum Beispiel in Ptuj in den Julischen Alpen Sloweniens, die noch heute zugänglich sind. Es gab auch in Südtirol mehrere Mithras-Stätten. Ein sehr schönes Mithras-Relief befindet sich noch heute im Archäologischen Museum in Bozen. Die Steingeburt - so geht es mir auch in den Bergen. Die Berge laden auf, erneuern. Vielleicht ist es auch die Menschenleere, die Einsamkeit, die so viel Kraft gibt, die Klarsicht, die Übersicht, die man mit den neuen Horizonten gewinnt. Auch Berge sind Inseln. Aber ich mag das Heroische, Pathetische nicht. Es liegt mir fern. Auch sind nicht die Gipfel für mich das eigentlich Beeindruckende. Der Weg ist das Eigentliche, das Ziel. Ich habe auch vor, zum Thema Erster Weltkrieg in den Dolomiten ein Album aufzunehmen. Auch das wird nicht heroisch. Ich verherrliche weder Gewalt noch Krieg. Ich liebe nicht die Stahlgewitter, sondern die Steingeburt.

Sucht man im Internet nach Allerseelen, so stösst man auf eine Vielzahl von Kommentaren und Links, die Deine Arbeiten stets in einen faschistischen Kontext rücken. Stört es Dich, dass Du als Künstler von vielen leider nur auf diese Aspekte reduziert wirst und Dir eine darüber hinaus gehende Anerkennung aufgrund von Voreingenommenheit möglicher Interessenten verwehrt bleibt?

Ich habe mich daran gewöhnt. Das bekannteste Lied von Allerseelen ist das Sturmlied, geschrieben von Ricarda Huch, einer vehementen Kritikerin des Nationalsozialismus. Wird diese Aussage etwas bewirken? Wird die Aussage etwas bewirken, daß das Allerseelen-Lied Sonne Golthi-ade von jemand geschrieben wurde, der in Hitlerdeutschland mehrere Jahre im KZ war? Vermutlich nicht. In dieser Auseinandersetzung gibt es auf der Gegenseite eben keine Gegner, sondern nur Blindgänger, für die auch Charles Baudelaire und Friedrich Hölderlin rechts sind. Letztlich nützen diese ganzen Kontroversen Allerseelen, sie steigern den Bekanntheitsgrad und damit auch meinen Einfluß. Glücklicherweise werden in diesem Jahr alle meine Traktate in den Schriftenreihen Aorta und Ahnstern - selbstverständlich auch die umstrittenen Texte über Karl Maria Wiligut, Otto Rahn, Corneliu Codreanu, Blood Axis und Burzum mit den Interviews -als Buch erscheinen, dann können sich jene, die wirklich an einer differenzierten Sicht der Dinge interessiert sind, sich ein unmittelbares Urteil über meine Arbeit verschaffen, ohne auf Ferndiagnosen ideologisch Verblendeter angewiesen zu sein. Dieses Buch namens Blutleuchte wird mit zahlreichen Fotos und einer exklusiven Allerseelen CD auf Ajna erscheinen und am einfachsten über Aorta erhältlich sein.

Hast Du vor diesem Hintergrund je Probleme mit der Zensur gehabt? Wie ist überhaupt Deine Einstellung zur Beschneidung und Bevormundung der künstlerischen Freiheit? Was denkst Du in diesem Zusammenhang von der Art und Weise, wie Alfred Schobert und die „Grufties gegen Rechts“ ihren Kampf gegen das „Böse im Menschen“ führen? Würdest Du sogar so weit gehen und sagen, dass die Methoden dieser beiden Parteien schon selbst faschistoide Züge in sich tragen?

In Österreich, Westdeutschland und der deutschsprachigen Schweiz gibt es manchmal Schwierigkeiten, aber der künstlerische Kampf geht selbstverständlich weiter. Schwierigkeiten mit einer Zensur gab es niemals - es ist ja kein Tonträger von Allerseelen verboten. Ich bin selbstverständlich für absolute Meinungsfreiheit. Wenn ich das Feuer als Symbol schätze, dann sicher nicht als Sinnbild für Bücherverbrennungen.

Was können wir, nach der Veröffentlichung der Single mit O Paradis und „Flamme“, als nächstes von Allerseelen erwarten?
Es gibt viel zu tun. Ich nehme derzeit etliche Stücke für die Allerseelen DoLPs auf, die auf dem österreichischen Label Ahnstern erscheinen. Die Allerseelen DoLP Sturmlieder ist eben erschienen. Die CD Sturmlieder ist seit Jahren vergriffen. Die DoLP enthält einige zusätzliche Stücke, ein Requiem für den Coil-Künstler John Balance und anderem ein sehr blues-artiges Stück mit der neapolitanischen Sängerin Gaya Donadio. Es gibt auf Ahnstern eine Holzschatulle mit diesen zehn DoLPs, die in den nächsten zwei Jahren vollständig sein wird. Ich arbeite auch an neuen Stücken mit der katalanischen Sängerin Rosa Solé. Weitere Auftritte in Europa, auch in Deutschland, sind in Vorbereitung. Im September werden Allerseelen auch wieder an der pazifischen Westküste der USA auftreten, die Mannschaft wird sich von der europäischen Besetzung unterscheiden, ich arbeite mit dem Schlagwerker und Akkordeonisten von Waldteufel zusammen. In diesem Jahr erscheint auch auf Ahnstern eine Holzbox mit zwei Weinflaschen und einer Split-7" von Allerseelen und Sangre Cavallum aus Portugal zum Thema Wein. Das Lied von Allerseelen, mit der Stimme eines Mitglieds von Sangre Cavallum, ist bereits fertig aufgenommen. Eine Weinflasche wird ein Allerseelen-Etikett haben, die andere ein Sangre Cavallum-Etikett. Wie man sieht, geht es in meiner Arbeit um Bewußtseinserweiterung, um Kunst, um Symbolismus, um Rausch und Traum und nicht um irgendwelche rückwärtsgewandten Ideologien des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts. Meine Musik ist völkerverbindend, ich arbeite mit Musikern und Musikerinnen aus vielen Ländern zusammen, aus Italien, Litauen, Katalonien, Neuschwabenland, Ungarn. Schon alleine der Name meiner Gruppe Allerseelen sollte ein deutliches Zeichen sein, daß Ideologie und Politik in meinem Werk keine Rolle spielen.

www.obliveon.de/

Allerseelen/Aorta: www.geocities.com/ahnstern

Ahnstern: www.steinklang-records.at

Aorta c/o Petak, Postfach 778, A-1011 Wien